Ausscheller:

Frau Bürgermeisterin, Sie begehen am 1. Mai 2018 Ihr 10-jähriges Dienstjubiläum. Ist das für Sie ein Grund zum Feiern?

Dr. Birgit Kreß:

Ein Grund zur Freude, aber auch ein Grund dankbar zu sein, dafür, dass ich über ein ganzes Jahrzehnt bereits für meine Heimatgemeinde tätig sein darf, dass mir die Bürgerinnen und Bürger großes Vertrauen entgegenbringen und ich mit ihnen und mit dem Gemeinderat unsere Gemeinde weiterentwickeln kann. Feiern werde ich, wie alle Jahre am 1. Mai, beim Maibaumaufstellen!

A:

Sie sind gern Bürgermeisterin von Markt Erlbach, das spürt man. Was sind die Gründe dafür?

BK:

Es gibt nicht umsonst den Spruch, dass Bürgermeister/in einer bayerischen Gemeinde zu den schönsten Berufen der Welt gehört. Als Bürgermeisterin habe ich die Möglichkeit Markt Erlbach zu gestalten, indem ich Ideen und Themen im Gemeinderat ein- und mit dem Gremium voranbringe. Ich kann die Erfolge sehen und bekomme die Resonanz von den Bürgern unmittelbar zurück. Natürlich muss man auch Kritik einstecken. Das gehört genauso dazu. Der hohe Gestaltungsspielraum als Gemeindeoberhaupt und die Vielfalt der Aufgaben machen das Amt der Bürgermeisterin sehr abwechslungsreich und lebendig. Mir gehen die Ideen nicht aus und ich mache die Arbeit wirklich mit Herzblut und großem Engagement.

 

A:

10 Jahre im Amt. Was hat sich in dieser Zeit alles in Markt Erlbach getan? Wie ist die Bilanz Ihrer Amtszeit bisher?

BK:

Ich kann mit Stolz auf diese 10 Jahre zurückblicken. Viele Ideen und Projekte konnte ich bereits mit dem Gemeinderat umsetzen. Die wirtschaftlich guten Jahre haben zudem dazu beigetragen, dass wir bisher mit nur einer einzigen Kreditaufnahme (für das Rangaubad) ausgekommen sind und wir finanziell gut aufgestellt sind, trotz der vielen und großen Baumaßnahmen. Unsere Pro-Kopf-Verschuldung liegt derzeit bei etwa 361,00 €, der Landesdurchschnitt vergleichbarer Kommunen bei 572,00 €, der Durchschnitt bei den Gemeinden in unserem Landkreis bei 656,00 €.

 

Die wichtigsten Investitionen und Neuerungen waren bisher:

 

  • Breitbandausbau in großen Teilen unserer Flächengemeinde
  • Generalsanierung der Caspar-Löner-Grund- und Mittelschule
  • Neubau des Schwimmbades
  • Ansiedlung des Seniorenheimes
  • Ausbau des Bürgerhauses
  • Dorferneuerung in Jobstgreuth und Wilhelmsgreuth,
  • Neubau von Brücken über die Aurach in Losaurach und Kotzenaurach,
  • Ausbau einer 2. Krippengruppe im Wegfeldkindergarten und
  • Neubau der Kleinkindkrippe „Spatzennest“ im Zennhäuser Weg,
  • Erschließung des Wohnbaugebietes am Gehäuwald mit 33 Bauplätzen und die Neuausweisung eines weiteren Gebietes mit 70 Bauplätzen in Eschenbach
  • Erweiterung des Gewerbegebietes „Haidter Weg Süd“ mit 3,5 ha und Neuausweisung des Gewerbegebietes Lerchenfeld Nord mit 3,2 ha,
  • Wasserversorgung unseres Ortsteils Buchen und die Abwasserentsorgung in Wilhelmsgreuth,
  • Für die Jugend: Bau des Skaterplatzes und des Bike-Dirtparks
  • Renovierung des Speicherhauses und Ausbau des Lagerhauses in Linden für Vereine
  • Fertigstellung des neuen Feuerwehrhauses in Linden mit der Sanierung des Friedhofs
  • Anschaffungen für unsere freiwilligen Feuerwehren, die Highlights: ein HLF 20 für die Stützpunktwehr in Markt Erlbach und erstmals auch ein Fahrzeug für die FFW Linden
  • Erweiterung der Bauhofhallen und die Anschaffung von verschiedenen Maschinen (LKW, Lader)
  • Städtebauförderungsmaßnahmen, z. B. die Sanierung des Rangau-Museums,
  • Neuausbau des Mühlwegs und der Sudetenstraße mit Erneuerung von Wasserleitung und Abwasserkanal,
  • Neuanschaffungen für unsere öffentlichen Spielplätze (Dresdner Straße und Wegfeld),
  • Erneuerung von Gemeindeverbindungsstraßen (Buchen, Klausaurach-Mettelaurach, Mosbach-Buchklingen, Losaurach),
  • Gründung der Kommunalen Allianz „Aurach-Zenn“ und damit die Vernetzung mit unseren Nachbarkommunen über die Zweckverbände hinaus,
  • Begründung einer Städtepartnerschaft. Dies war schon ein Ziel von mir während meiner Zeit als Gemeinderätin!
  • Neueinführung des großen Ehrungsabends, die Neubürgerbegrüßung und Ortsführung, das zweitägige Marktfest,
  • Schaffung von Blühwiesen und die Verschönerung des Bahnhofareals durch unseren Bauhof
  • Wasserliefervertrag und der Wasserleitungsbau der Fernwasserversorgung Franken für unseren Zweckverband Wasserversorgung Markt Erlbacher Gruppe
  • Bürgerbroschüren und Veranstaltungskalender, neuer Internetauftritt, Ortseingangsbanner, Auftritt von Markt Erlbach in den sozialen Netzwerken
  • die Umsetzung der Energiewendeoffensive zum Bau eines Nahwärmenetzes
  • der Einsatz zum Bau der Ortsumfahrungen für Eschenbach und Linden
  • Anschaffung eines Bürgerbusses, der eine große Verbesserung, vor allem für unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserer Flächengemeinde mit seinen vielen Ortsteilen bringt.

 

All das, was hier aufgezählt ist, sind nur die herausragenden, vordergründigen Aspekte meiner Arbeit. Es ist für meine tägliche Arbeit eine große Freude mit einem kompetenten und engagierten Team in Verwaltung, Bauhof und den Kindertagesstätten, und Schule zusammen zu arbeiten. Der direkte Kontakt mit dem Bürger, das Gespräch, der Besuch bei Vereinen, Feuerwehr, Feldgeschworenen, auf Kirchweihen, Festen und Geburtstagen sind mir sehr wichtig. Einen Teil meiner Lebensfreude ziehe ich aber auch aus Fahrten oder Wanderungen durchs Gemeindegebiet mit der schönen Natur.

 

 

A:

Die Freie Wählerliste wird Sie auch bei der nächsten Wahl als Kandidatin nominieren und alles dafür tun, dass Sie eine weitere Amtszeit bekommen. Was bewegt Sie, wieder anzutreten und welche Themen sind für Sie noch offen, bzw. möchten Sie gerne anpassen?

BK:

Die Arbeit als Bürgermeisterin macht mir weiterhin sehr viel Freude und es gibt noch viele Ideen Ideen, die ich zusammen mit dem Gemeinderat anpacken möchte. Nach der Hauptstraßensanierung ist z. B. das Thema Rathaus an der Reihe. Unser Rathaus an der Neuen Straße entspricht weder energetisch noch funktional den heutigen Bedürfnissen. Wir müssten grundlegend sanieren und erweitern oder überlegen, ob ein Umzug an den Marktplatz nicht eine Alternative ist. Nach der Umsiedlung des Kindergartens an den neuen Standort zwischen Hauptstraße 57 und Neuer Straße, steht dann das denkmalgeschützte alte Rathaus leer. Mit einer Sanierung und einem ergänzenden Neubau wäre der Funktionalität und dem Denkmalschutz Rechnung getragen.

Damit wir uns diese Möglichkeit offen halten, hat schon vor einigen Jahren der Gemeinderat deshalb dem Kauf des Nachbaranwesens (Ringstr. 2), das bei 800 m2 Grundstücksgröße unseren Raum- und Parkbedarf gut mit abdecken kann, zugestimmt.

Sehen Sie sich doch in der Ortsmitte um!

Häuser mit teilweise schlechtem Bauzustand, in Teilen ungenutzte Wohn- und Geschäftshäuser zieren unsere, bald schön sanierte, Hauptstraße. Eine Ansiedlung von neuen Geschäften des Einzelhandels ist nicht zu erwarten. Gleichzeitig sollen aber die verbleibenden Geschäfte möglichst mehr Kundschaft anziehen. Wenn wir hier als Gemeinde nicht voran gehen und für die Attraktivität der Ortsmitte sorgen, wer wird es sonst tun? Es gilt Zeichen zu setzen.

Ein gutes Beispiel ist hierfür das Bürgerhaus. Es ist optisch und in seiner Wirkung ein Gewinn für die Ortsmitte! Auch der neue Kindergarten und die Seniorentagespflege werden unsere Hauptstraße weiter aufwerten und „Kundenfrequenz“ in den Ortskern ziehen. Davon bin ich überzeugt. Wir müssen den Gedanken der Innerortsbelebung aktiv betreiben und nicht nur hoffen, dass das Andere für uns tun.

 

Ein weiteres Thema der nächsten Jahre ist die Abwasseranlage in Linden. Sowohl die Kläranlage selbst, die eine für die Bürger bezahlbare Lösung braucht, als auch die Kanäle und Wasserleitungen müssen saniert werden. Deshalb bin ich schon in intensiven Verhandlungen mit dem Amt für ländliche Entwicklung um ein Dorferneuerungsverfahren für Linden, das auch Rimbach, Klausaurach und Mettelaurach umfassen würde, zu erreichen. Für unsere Ortsteile und deren Bürger sind diese Fördermittel unbedingt wichtig und erforderlich.

 

Unser Zweckverband zur Wasserversorgung Markt Erlbacher Gruppe ist mit dem neuen Vertragspartner Fernwasserversorgung Franken für die Zukunft gut aufgestellt. Für die Lindener Wasserversorgung fehlt uns noch ein zweites Standbein: Diese wird derzeit nur von der Aurachquelle gespeist und deshalb als nicht zukunfts-sicher eingestuft. Auch hier habe ich diesbezüglich sowohl beim Wasserwirtschaftsamt als auch bei unseren politischen Vertretern im Landtag eine mögliche Lösung vorgestellt und um Fördermittel ersucht, damit wir diese umsetzen können.

 

Auf der Agenda steht auch noch der Neubau einer Aussegnungshalle auf dem Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde hier in Markt Erlbach.

 

Mit all diesem skizziere ich nur ein paar Aufgaben der nahen Zukunft. Da gäbe es noch so viel zu erwähnen. Vergessen will ich auf alle Fälle auch nicht die weitere Versorgung der gesamten Flächengemeinde mit dem schnellen Internet. Die Breitbandversorgung wird uns als Gemeinde sicher noch viele Jahre beschäftigen und deshalb greifen wir bei jedem möglichen Förderprogramm zu.

A: Als Bürgermeisterin kann man es nicht allen recht machen. Was wäre die Bitte an Ihre Bürgerinnen und Bürger?

BK: Ich versuche mich immer in die Lage meines Gegenübers zu versetzen, so kann ich seine Beweggründe auch verstehen. Das wünsche ich mir auch von den Bürgern. Als Bürgermeisterin muss ich immer daran denken, dass ich jede Zusage an einen Einzelnen, auch allen anderen Bürgern gewähren muss! Für den einzelnen Bürger ist es oft nicht nachvollziehbar, warum gerade ihm ein Wunsch verwehrt werden muss, aber ich muss eben an alle und vor allem an Fälle in der Zukunft denken.

A:

Leider bin ich nicht die gute Fee und kann keine Wünsche erfüllen. Wenn ich das aber könnte und Sie hätten drei Wünsche frei. Was würden Sie sich für Markt Erlbach wünschen?

BK:

  1. Keine Parteipolitik! Wir sollten alle an einem Strang ziehen zum Wohle unserer Gemeinde arbeiten und die Parteibücher zuhause lassen.
  2. Dass sich auch in Zukunft immer wieder Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich in Vereinen und Institutionen, in Beiräten und der Kommune aktiv engagieren.
  3. Mehr Optimismus und Lebensfreude! Markt Erlbach geht es gut und wir können uns auch was zutrauen.

A:

Das sind ja überschaubare Wünsche, die, bei etwas guten Willen, die Bürger in Markt Erlbach auch ohne Hilfe der guten Fee erfüllen könnten. Ich, als Ausscheller und die ganze Freie Wählerliste, bedanken uns für Ihren Einsatz und Ihr Engagement in den vergangenen 10 Jahren. Viel Glück und eine gute Hand für die nächsten Jahre in – wie sagten Sie es doch – dem schönsten Beruf der Welt. Alles Gute für Ihre Wiederwahl und bleiben Sie gesund.